Alte Mühlen im Rheingau - von der Walluf bis zur Wisper

Von Adam Daniel (+), Ostermühle, Geisenheim-Marienthal

aus dem Rheingauer Heimatbrief Nr. 68 / 1969

 

Vorwort: Dieser Beitrag ist ein Nachdruck aus Nr.  7/1962  des  Geisenheimer  Lindenblattes. Es ist die letzte Arbeit eines außergewöhnlichen, leider schon verstorbenen Rheingauer Bürgers, der durch Beruf und Wohnstatt innig mit Natur und Heimat verbunden war, aber auch geistig sehr rege blieb. Neben zahlreichen poetischen Beiträgen befaßte er. sich in den letzten Jahren seines Lebens hauptsächlich mit der Erforschung der Geschichte der vielen, alten Rheingauer Mühlen, zu denen auch sein Vaterhaus mit der Ostermühle im Elsterbachtal gehört. In unermüdlicher Kleinarbeit hat Daniel aus seiner eige­nen Erinnerung, durch Nachforschungen beim Katasteramt, Besuchen bei Mühlenbesitzern usw. Stück für Stück seiner Arbeit zusammengetragen, die er in dem nachstehenden Beitrag als die „Mühlen-Geschichte" des Rheingaus niederlegte. Sie ist für unsere Heimatgeschichte umso bedeutsamer, als mittlerweile keine einzige Mühle im Rheingau mehr im Betrieb ist.
                                                                            Der Schriftleiter

War im ersten Teil (siehe Nr. 51/1959 des „Lindenblattes") nur von den Mühlen im Elsterbachtal die Rede, so soll diesmal das Gesamtergebnis aller Mühlen im Rheingau genannt werden. Die von mir damals geschätzte Zahl von ungefähr 70 Mühlen hat sich bedeutend erhöht. So habe ich in den zwei letzten Jah­ren mündlich und schriftlich alles versucht, ein gutes Resultat zu erreichen. Nur mit Hilfe vieler alter Leute und amtlicher Ergebnisse sowie des Herrn Mühlenbesitzers Müller, Lochmühle an der Walluf, und der Frau Lehrerin Schmidt, Kiedrich und noch vieler anderer war es mir möglich, so ein gutes Resultat zu erzielen.  Die meisten Angaben sind aus amtlichen, die anderen von durchaus glaubwürdigen Quellen. Ja, die alten Mühlen, Burgen und Klöster gehören zusammen im alten schönen Rheingau. Mit den alten Klöstern kamen auch die ersten Mühlen, und viele Mühlen gehörten den Klöstern selbst. Die Burgen waren zum Schutz des Rheingaues da, und viele Mühlen haben den Namen von der Burg. Schwere Zeiten haben die Mühlen und Klöster, überhaupt der ganze Rheingau hinter sich. Der Dreißigjährige Krieg, die Zeit des Faustrechts, die Schweden und Franzosen hausten im schönen Rheingau. Da wurden sie heimgesucht, die Mühlen mit Ihren Bäckereien, die Ställe und Keller der Bauern und Klöster. Der schlimmste Feind, die Pest, brachte ganze Ortschaften fast zum Aussterben. Manche alte Mühle fiel in Schutt und Asche und geriet in Vergessenheit. Die starken Eisengitter an den alten Mühlen und an den Klöstern sind Zeugen von schwerer Zeit. Da hatte ich einmal ein Buch vom Rheingau, da stand alles drin, nur die Mühlen fehlten. Dann las ich voriges Jahr in der Zeitung, die alten Mühlen seien vergessen, man wisse fast nicht mehr ihre Namen.

Herr Bürgermeister Hild, ebenfalls Mühlenbesitzer in Oberwalluf, bei dem ich auch nachforschte, sagte: „Bald stehen die alten Mühlen nur noch im Bilder- und Märchenbuch". Da sagte ich: „Nun, das kann nicht sein", und das gab mir als Nach­komme eines alten Müllergeschlechts Veranlassung, die alten Mühlen im Rheingau soweit wie möglich zu erfassen und ins Licht zu stellen. Denn was wäre der Rheingau, was wären die Menschen ohne Mühlen gewesen. Sie sorgten für alles zum Leben: Mehl, Graupen, Haferflocken, Oel, Bretter und Bauholz von den Sägewerken. Nein! Die Mühlen sind noch nicht vergessen. Und wer weiß nicht von einer alten Mühle zu erzählen, wo er in den beiden letzten Weltkriegen seine Graupen für gesammelte Ähren, wo er Mehl oder ein Brot zum Hunger­stillen, wo er für seinen Raps für Mohn- und Sonnenblumen­kerne gutes Oel erhalten hat. Ja, die Liebe zu den alten Mühlen haben die Dichter in den vielen Liedern bekundet, die sterben nimmer aus. „Das Wandern ist des Müllers Lust"; „Dort unten in der Mühle saß ich in süßer Ruh"; „Wo's Dörflein dort zu Ende geht"; „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach"; „In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad, mein Liebchen ist verschwunden, das dort gewohnet hat"; „Es war eine Mühle im Schwarzwälder Tal" und noch viele andere Lieder und Lie­beslieder. So manche Liebesgeschichte ging von Mühle zu Mühle, von Tal zu Tal, wie auch das schöne Lied: „Mühle im Talgrund, so lauschig und traut, rauscht noch dein Bächlein so fröhlichen Laut. Ob noch so lieblich der Nachtigall Schlag, ob noch so Heblich das Röslein im Hag, ach meiner Kindheit seliger Tag". Mühlen gibt es heute noch und auch später, aber moderner und größer. So mußte ja manche alte Mühle weichen wegen der Modernisierung; aber auch der Umstand des jedes Jahr größeren Rückganges der Landwirtschaft und des immer mehr wachsen­den Weinbaues hat vielen Mühlen in unserer Gegend den Er­werb genommen. Mehr als 1000 Kühe waren früher im Rhein­gau, und was wurden für Mengen Raps gezogen für Oel, und wieviel hundert Nußbäume waren da. Da hatten mehr als ein Dutzend Oelmühlen viel zu tun. Da war Leben auf den Mühlen, in den alten Räumen, da wurde gescherzt und gelacht und mancher Selbstgebrannte getrunken. Für uns Kinder waren das schöne Tage, mitzufahren auf die Oel- und Getreidemühle, da unsere seit 1896 stillstand. Mit Staunen sah ich das Riesenräder­werk der Oel- und Getreidemühlen, der Sägewerke, wie die Säge durch die Stämme ging, und ich hatte keine Ruhe, bis wie­der statt eines Rades eine Turbine in meiner Mühle war. Wenn ich dann schrote, die Mühle läuft, wenn das Wasser rauscht, dann bin ich in meinem Element und träume von der alten Zeit.

Wie ziehts die Menschen nach den alten Mühlen, die heute Gast- und Erholungsstätten sind! Eine enorm große Zahl! Wie kommen alle Kinder und Angehörige gern zu den Mühlen, wo ihre Wiege stand, so auch meine Kinder. Elternhaus, alte Mühle, all mein Glück, stilles Tal, mein Heimatland, wie zieht es mich dorthin zurück, wo einst meine Wiege stand!

Nun laßt uns zurückgehen in die alte schöne Zeit und alle die Mühlen von der Walluf bis zur Wisper aufzählen. Es liegen wohl einige außerhalb des Rheingaus, aber an Rheingauer Bä­chen: Kein Kreis in der näheren und weiteren Umgebung kann soviel Mühlen, Klöster und Burgen aufweisen wie unser schöner Rheingau.

 

Mühlen an der Walluf

Laßt uns also an der Walluf, dem Bach der meisten Mühlen, beginnen. 26 Stück waren es!

1:   Mühle an der Kuckuckslay (nicht mehr vorhanden).

2:   Wambacher Mühle, Getreidemühle.

3:   Erste Warme Mühle.

4:   Zweite Warme Mühle.

5:   Dritte Warme Mühle. Diese drei Mühlen führten den
      Na­men „warme Mühlen", weil der eine Seitenbach
      den Namen Warmer Bach führt und, wie bekannt, in
      Schlangenbad warme Quellen sind.

6:   Größersmühle (Milchhof).

7:   Münchmühle.

8:   Lochmühle, Besitzer Herr Müller, mein Mithelfer.

9:   Mühlenhof.

10:  Neumühle.

11:  Klingenmühle.

12:  Schleifmühle.

13:  Kloster Tiefenthaler Mühle.

14:  Klostermühle.

15:  Wetzelmühle, spater Kerbermühle, die wohl vielen
       bekannt ist wegen Graupen und Haferflocken!

16:  Gunkelmühle, auch Bollmühle genannt. Der alte
       Bollmühler, uns gut bekannt durch das Bacheschauen.

17:  Schrammühle mit zwei Mahlstühlen.

18:  Dittmühle mit einem Mahlstuhl.

19:  Knieselmühle, jetzt Schwarzfabrik, früher Sägewerk.

20:  Wilhelm Arnetmühle, auch Kurfürstenmühle genannt,
       er­baut um 1700, jetzt Papierfabrik.

21:  Mühle Johann Arnet, jetzt Franz Hild, Getreidemühle
       und Bäckerei bis 1934, mit Urkunde von 1715.

22:  Mühle Sponheim, Sägewerk. Nachfolger Johann
       Kirchner, Holzschneiderei, heute Zahnfabrik.

23:  Bugmühle, Getreidemühle, heute Landwirtschaft.

24:  Wellermühle, Kerbermühle, jetzt Weinbau.

25:  Gebr. Korn, Getreidemühle, jetzt Maschinenfabrik
       Dickescheidt.

26:  Tiefenbachmühle an der Mündung der Walluf,
       Sägewerk.

Die Mühlen, bei denen kein besonderes Gewerbe angegeben ist, waren meistens Getreidemühlen.

 

Mühlen am Kiedricher Bach

Nun kommen wir zum Kiedricher Bach. Da hatte ich zwölf oder dreizehn Mühlen angegeben. Es waren aber achtzehn Stück nach amtlichen Angaben, unter Mithilfe von Frau Lehrerin Schmidt.

1:   Papiermühle Kroneberger, erbaut 1686, war 1770 noch
      vorhanden, dann verschwunden. Pappschachtel- und
      Pa­pierherstellung.

2:   Fink'sche,   später  Schellmannsmühle,   um   1700  
      erwähnt. Schleifmühle, später Faßspundendreherei bis
      in die letzten Jahre, heute Gaststätte. Dort wurde
      das Beil geschliffen, womit Schinderhannes enthauptet
      wurde.

3:   Schleifmühle  Grebert,  verschwunden,  nichts  näheres
      be­kannt.

4:   Egertsmühle, Oel und Mehl, mahlte bis 1917. Familie
      Egert kam aus Langenschwalbach, 1788

5:   Getreidemühle am Gangolfsberg; verfallen. Erbaut von
      Heinrich Buschmann, 1715. 1793 stand noch ein Rest,
      ist dann eingefallen.

6:   Petermühle, um 1700 erbaute Schleifmühle, bis 1939
      Oel-und Getreidemühle mit zwei Wasserrädern,
      wurde auch Weihermühle genannt.

7:   Kötchermühle: gehörte zum Kötcherhof, der mehrere
      hun­dert Jahre alt ist. Getreidemühle und Sägewerk bis
      1890.

8:   Burgmühle, gehörte zur Burg Scharfenstein und zum
      Hormanhof. Im Besitz von Familie Barbeler, Getreide-
      mühle bis 1953.

9:   Bassenheimermühle, bis 1890 Getreidemühle.

10: Klostermühle, gehört zum Kloster Eberbach. Erbaut 1218,
      älteste Getreidemühle bei Kiedrich. Jetzt in Besitz der
      Fa­milie Schüler, in Betrieb bis 1900.

11: Schleifmühle Driesler und

12: Gemeindemühle sind verfallen, nur noch amtlich
      nachweisbar.

13: Sägewerk Konrad Rehm und

14: Sägewerk Peter Rehm, heute noch in Betrieb.

15: Budermolen- oder Ankermühle, Getreidemühle bis 1900.
      Gehörte 1361 den Dominikanern in Mainz.

16: Kettenmühle auch Klostermühle genannt, Getreidemühle
      bis zur Jahrhundertwende. Wurde  1361  auf Eberbacher
      Grund gebaut von Walther von Eltville.

17: In Eltville war noch das Pfünderhaus, Getreidemühle.

18: Getreidemühle Wilhelm vom Kiliansring, vorher
      Sägewerk, Getreidemühle bis 1958.

(Fortsetzung folgt)                                                 

Alte Mühlen im Rheingau - Teil 2

Alte Mühlen im Rheingau

von der Walluf bis zur Wisper

Von Adam Daniel (+), Ostermühle, Geisenheim-Marienthal

 

Mühlen am Eberbach (Kieselbach)

Nun kommen wir zum Eberbach oder Kieselbach. Daselbst waren

1:  die obere und
2:  die untere Kieselmühle und
3:  Kremsmühle, alle waren Getreidemühlen. Eine ist heute
     Gaststätte.
4:  Am Leimersbach lag in Hallgarten die Leismühle,
     Getreide­mühle und dann Sägewerk, ist vor etlichen
     Jahren abge­brannt.

 

Mühlen am Pfingstbach

Nun kommen wir zum Oestricher Pfingstbach mit 8 Mühlen

1:  Obere Pfingstmühle, auch Kornsmühle, Urkunde von
     1630, Getreidemühle bis 1875, dann wurden Farben
     und Ge­würze gemahlen.

2:  Untere Pfingstmühle, Getreidemühle.

3:  Kühnsmühle, Getreidemühle.

4:  Kremersmühle, Getreidemühle und Handel. Zwischen
     Kremers- und Lohmühle lag das Kloster Gottesthal,
     Kre­mersmühle: 1911 abgebrannt durch Blitzschlag.

5:  Lohmühle, Getreidemühle. Vorher wurde dort Eichenlohe
     gemahlen, daher der Name Lohmühle.
6:  Resingermühle, Getreidemühle.
7:  Mühle  Berscheit,   Getreidemühle,   Holzverarbeitung 
     und Bäckerei.
8:  Gerberei Mahr, welche ebenfalls die Wasserkraft für den
     Betrieb nutzte. Die meisten Mühlen waren, wie überall,
     bis um die Jahrhundertwende in Betrieb.

 

Mühlen am Elsterbach

Nun kommt das schöne Elsterbachtal mit seinen 18 Mühlen, die fast alle noch vorhanden sind. Da gibt es gar viel zu er­zählen.

1:   Kloster Marienthal mit der Klostermühle, heute nicht
      mehr vorhanden, war aber eine alte Mühle, denn
      Marienthal wird schon um 1300 erwähnt.

2:    Zwischen Kloster und Schleifmühle stand die
       „Waldmühle". Vom Großvater und von den Eltern
       aufmerksam gemacht, fanden wir als kleine Buben
       vor 60 Jahren die alten Mauerreste. Die Mühle muß
       mit dem Dorf Töpferhausen zusammengehängt haben
       und durch kriegerische Einwir­kungen mit ihm ver-
       schwunden sein. Heute ist der Platz mit Bäumen und
       Gestrüpp überwuchert.
3:    Die Schleifmühle, heute ein gut besuchter Ausflugs-
       und Erholungsort.

4:    Die Scherers- oder Reuß'schemühle, Getreidemühle
       bis in die 80er Jahre, dann abgebrannt und neu erbaut
       als Stei­gerhaus der Braunsteingrube Schloßberg.

5:    Die Ostermühle, auch Sternmühle genannt, mein Eltern­-
       haus, seit 1869 in unserem Besitz. Bis 1857 war sie im
       Be­sitz der Familie Schamari. Die Ostermühle war eine
       Ge­treidemühle bis 1896 und wurde schon erwähnt vor
       1700.
6:    Die Weihermühle. Hier ist das Stammhaus der alten
       Da­niels, eines alten Müllergeschlechts. Der Urgroßvater,
       1771 geboren, lebte seit 1803 auf der Weihermühle. Drei
       Söhne waren Müller, und sieben Enkel. Ein Sohn blieb
       auf der Weihermühle. Mein Großvater, 1814 geboren,
       heiratete und ging auf eine Mühle bei Niedernhausen,
       dann nach Bornig (Loreley), dann in die „Klaus". In der
       Stubenrauchsmühle (jetzt Anton Eser) wurde 1859 mein
       Vater geboren und landete dann 1869 auf der Oster-
       mühle. Hier ist das Lied Wahrheit geworden: „Das
       Wandern ist des Müllers Lust, das muß ein schlechter
       Müller sein". Der Großvater hatte sich durch das
       Wandern nur verbessert. Der dritte Bruder des Groß-
       vaters, Franz, war auch auf verschiedenen Mühlen,
       zum Schluß auf der Kammerburg, Wispertal; 2 Enkel
       auf der Weihermühle, Onkel Josef und Adam, Onkel
       Jakob in der „Klaus", Onkel Franz seit 1880 in der
       Riesenmühle. Onkel Georg, der älteste Bruder meines
       Vaters, war in der „Klaus" vor Onkel Jakob und dann
       in Braunschweig auf einer Mühle. Onkel Josef, Bruder
       meines Vaters, ebenfalls Müller, stürzte mit einem Sack
       Mehl oder Getreide die Treppe hinunter und wurde
       Invalide. Mein Vater war noch Müller bis 1896, auch ein
       Urenkel war noch Müller, und ein Ururenkel ist heute
       Müller in Hahn-Wehen.
7:    Die Elstermühle, auch Spansmühle, war Oelmühle bis
       Ende des letzten Jahrhunderts und ist noch vielen Alten
       be­kannt.

8:    Die Schamarimühle mit 2 Wasserrädern, Oel- und
       Getreide­mühlen bis 1930. Familie Schamari war bis
       1857 auf der Ostermühle. Schamari (italienischer
       Name) blieb nach dem Krieg 1813/14 auf der Mühle,
       heiratete dort und übernahm sie.

9:    Jannschemühle, später Stubenrauchsmühle, jetzt Anton
       Eser, längere Jahre im Besitz meines Großvaters. Vorher
       im Besitz der Familie Jann. Familie Jann war sehr begü-
       tert und wohltätig. Bekannt ist noch vielen Johannisber-
       gern die „Jann'sche Armenbrotstiftung", welche erst
       nach dem Weltkrieg 1914 wegen der Inflation erlosch.

10:  Im „Grund", am Platz der alten Maschinenfabrik, stand
       vorher eine Getreidemühle, welche vor dem
       Erbauen der Fabrik abbrannte.

11:  Wo das Anwesen Kauter, jetzt Derstroff, steht, soll noch
       eine Getreidemühle gestanden haben, von der jedoch
       nichts Genaueres bekannt ist.

12:   Etwas weiter stand die Burckhardtsmühle, auch

        Getreide­mühle und Bäckerei.

13:   Weiter gehts zur „Klaus". Einmal ein Nonnenkloster;
        auf dem Berg das Kloster Johannisberg. Die „Klaus"
        war Ge­treidemühle. Mein Großvater, sein Sohn Georg,
        und dann Onkel Jakob waren dort Müller. Onkel Jakob
        starb früh. Seine Frau, die „Kläusermama", war vielen
        bekannt. Sie hielt die Mühle bis Ende 1900 in Betrieb.

14:   Eiser- auch Angermühle genannt, war Getreidemühle
        bis 1896. Später wurde sie genutzt für die
        Landwirtschaft.
15:   Weißmühle, auch Biermühle genannt, war Getreide-
        mühle, dann Bierbrauerei.

16:   Krayersmühle, Oelmühle (1680 einmal abgebrannt) war
        in Betrieb bis 1915.

17:   Getreidemühle Aumüller, bis um die Jahrhundertwende
        in Betrieb.

18:   Strepelmühle am Rhein, Getreidemühle.

Zwischen den bei­den letzten Mühlen soll nach glaubwürdiger Quelle noch eine Mühle gestanden haben. Der Name ist jedoch nicht bekannt. Hier wo der Elsterbach mündet, stand das alte Kloster Bartholomä.

 

Mühlen am Blaubach

Nun nehmen wir Abschied vom Elsterbachtal, einem der schönsten im Rheingau mit seinen 18 oder 19 Mühlen. Fünf Klöster lagen in seinem Bereich: Kloster Marienthal, die Klaus, Kloster Johannisberg, das neue Benediktinerinnen­kloster und St. Bartholomä. Das gibt es nur einmal im Rheingau.

Nun kommen wir zum Geisenheimer Blaubach mit vier Müh­len:

1:    Nonnenmühle, die wohl zu dem alten Kloster
       Nothgottes gehört hat.

2:    Nicht weit von der Brücke am Fegfeuer stand
       eine, nach dem Volksmund abgebrannte Mühle.

3:    Die Zwierleins-Getreidemühle, jetzt Paul Schüler.

4:    Dort, wo das Zimmergeschäft Scherer stand,
       war eine Ger­berei, welche die Wasserkraft
       ebenfalls benutzte.

 

Mühle am Höllenbach

Am Höllenbach Aulhausen steht die „Waldmühle",  zum  Kloster Marienhausen
gehörig.  Auf  einem  alten  Stein  steht   VD Anna,  Maria Rink,   Äbtissin von
Marienhausen 1699/ 1777.

 

Mühlen im Wispertal

Nun kommen wir ins schöne Wispertal. Da grüße ich meinen alten Freund Christian, dessen Frau als geborene Daniel von der Riesenmühle stammt. Er hat mir viele gute Ratschläge er­teilt.

 

1:     Die Riesenmühle. 1885 zog Onkel Franz von Johannis-
        berg dorthin. Er traf dort eine vernachlässigte Mühle
        an. Heute ist sie ein Eckstein der alten Mühlen mit einer
        schönen Tagesleistung, außerdem ein Gasthof mit einer
        Pension. Herrlich gelegen! Unweit der Riesenmühle
        lagen die

2:     Hexenmühle und

3:     die Wispermühle (heute nicht mehr vorhanden).

4:     Einen Kilometer weiter lag die Greulings-, auch
        Konrads­mühle genannt. Es war eine größere Mühle.
        Hier wurde Oel geschlagen, Hanf gerieben und
        Getreide gemahlen. Von 1870 war Großbetrieb bis
        1920. Heute eine Waldschänke.

5:     Oberhalb Geroldstein war die Falkenmühle, Getreide-
        mühle mit Landwirtschaft. Der letzte Müller, Johann
        Schiefer­stein, hat die Mühle zwischen 1900 und 1910
        stillgelegt.

6:     200 m weiter im Dorf war die Werb'sche Mühle. Es
        war ein Mühlenbetrieb mit Land- und Gastwirtschaft
        (1926 abgebrannt). Heute nur noch Gastwirtschaft
        und Pension.

7:     Wieder 200 m weiter stand die „Neumühle", eine
        Getreide­mühle (letzter Besitzer Kraus), wurde um
        die Jahrhundert­wende abgerissen.

8:     Einen Kilometer weiter kam die „Laukenmühle"
        (Name von der Lauksburg), Getreidemühle bis
        1900. Heute große Forellenzucht; war als Mühle
        einmal Großbetrieb.

9:     4 km weiter die Kammerburg, Getreidemühle.
        Dort war bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts
        der Bruder meines Großvaters, Onkel Franz. Heute
        Gastwirtschaft und Pension.
10:   Ungefähr 5 km seitwärts im Werkerbachtal die
        Werker­mühle, heute landwirtschaftlicher Betrieb.
        Getreidemühle war vor dem ersten Weltkrieg
        abgebrannt. Letzter Besitzer hieß Korbsteg.

11:    Im Wispertal 7 km weiter die Hüttenmühle,
        Großbetrieb Oel und Getreide, heute Gastwirtschaft
        und Pension, war Mühle bis vor einigen Jahren.

12:   Zum Schluß noch in Lorch die Kaufmanns-, auch
        Lorcher Walzenmühle genannt. In Betrieb bis vor
        einigen Jahren. Heute Schweinemästerei und
        Futtermittelhandel.

Mein Bericht wäre unvollständig, würde ich nicht der Müh­lenbauer gedenken. In Ehrlichkeit und Treue taten sie ihre Pflicht gegenüber den Müllern. Sie waren ja nicht nur Mühlen­bauer, sondern auch Betreuer der Mühlen und nicht zuletzt auch Mühlenarzt. Der letzte Mühlenbauer im Rheingau war Josef Ems aus Eltville. Er starb am 16. 3. 1932. Eine schöne Anlage, gleichsam ein stilles Waldtalplätzchen, ziert die Ruhestätte auf dem Eltviller Friedhof. Herr Josef Ems ist der älteren Gene­ration noch gut im Gedächtnis, namentlich auch vom Kreistag und Kreisausschuß her.

 

So bin ich am Ende meiner Aufzählung der Mühlen ange­kommen. Wir haben festgestellt, daß fast kein Tal ohne Mühlen und Klöster war. Ja, der Rheingau, uralt und herrlich gelegen, ist die Landschaft mit der sich so leicht nichts messen kann. Er und seine alten Mühlen sollen nicht vergessen sein. Wenn wir mal nicht mehr sind, dann sollten es andere tun: Gesangvereine und Schulen sollen in den schönen Liedern die alten Mühlen weiterleben lassen. Und so grüße ich alle, die auf Mühlen woh­nen oder auf Mühlen geboren sind:

 

 

Wie herrlich die Heimat am schönen Rhein!
Ich lade euch alle gar herzlich ein,

zu sehen mit mir den alten Gau -

so komm doch mit mir und freu Dich und schau!

Die uralten Städtchen am Rheinesstrand,

umgrenzt von grünem Rebenland.

Die Berge, die Täler, Schluchten und Wälder,

die Dörflein, die Wiesen und weiten Felder.

Viel Klöster auf Bergen, in Tälern versteckt,

manch stolze Burg in Lust sich reckt.


Sie künden von alter großer Zeh,
von Kunst und Fleiß und Frömmigkeit.
So laßt uns wandern von Ort zu Ort,
viel Altes und Schönes entdeckst Du dort!
Wir wollen sehen von Tal zu Tal,
die uralten Mühlen in großer Zahl.
Die alten Mühlen sind heute mein Ziel

erzählt habe ich Euch davon recht viel.
Noch einmal will ich sie stellen Ins Licht,
damit Ihr ja vergesset sie nicht!